Kitzrettung mit der Drohne

Morgenstund hat Gold im Mund – Kitzrettung in der Bauerschaft Gemmerich

Am Montagmorgen um 04 Uhr in der Frühe waren die Gemmericher Jäger und Landwirte auf den Beinen. Sie suchten die zu mähenden Wiesen nach Wildtieren, insbesondere Rehkitzen, ab. Als Unterstützung kam eine Drohne in Kombination mit einem Wärmebildgerät zum Einsatz.

Wenn Landwirte eine Wiese für Heu- oder Silage mähen möchten, geben sie den Jägern Bescheid. Die Jäger suchen das hohe Gras nach Wildtieren ab. Im Gras sitzen neugeborene Kitze, die auch bei drohender Gefahr regungslos sitzen bleiben und nicht zu sehen sind. Die Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere fällt immer mit der ersten Wiesenmahd zusammen. Das tiefe Gras soll zum Schutz vor Fressfeinden dienen, so dass die Kitze sich instinktiv in ihrem Versteck drücken. Diesen Jungtieren fehlt in den ersten Lebenswochen der Fluchtinstinkt.  Zur Verhinderung von Wildtierverlusten finden jährlich Kitzrettungen, wie die in der Bauernschaft Gemmerich, statt. Ziel ist es, kein Wildtier bei der Mahd zu verletzten und somit Tierleid zu verhindern. Die gute Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Jägern ist der Schlüssel zum Erfolg und ein wesentlicher Beitrag zum Tierschutz.

Bei der Kitzrettung kommt moderne Technik zum Einsatz. Durch eine Drohne können Kitze aufgespürt werden. Dies geschieht im Morgengrauen, da die zunehmende Tagestemperatur die Suche erschwert. Die Drohne arbeitet mit einer Wärmebildkamera, welche die Körperwärme der Kitze einfängt. Ein Vorteil der Drohne ist, dass in kurzer Zeit viel Fläche abgesucht werden kann.

Der Drohnenservice Willenbrink aus Beckum mit Andreas Willenbrink und Melanie Eickmeier überfliegt die Wiesen, um Wärmestellen zu suchen. Erkennt dieser eine, wird die Information über Funkgeräte an die Jäger weitergegeben, die dann an diese Stelle gelotst werden.

Um 04:40 Uhr wurde in der Bauernschaft Gemmerich das erste von drei Kitzen mit der Drohne gesichtet und sicher außerhalb der zu mähenden Fläche abgesetzt. Dieser Ortswechsel stellt kein Problem dar, da die Ricke und ihr Kitz sich mit Lauten – dem „Kitzfiep“ – verständigen und so wieder zueinander finden. Zudem wurden im Laufe des Morgens auch einige Hasen und Fasanen aus den Wiesen in Sicherheit gebracht.

Julian Geisthoff trägt ein gefundenes Kitz aus der Wiese. Hierzu nutzt er Handschuhe und frisches Gras, damit kein menschlicher Geruch am Kitz haftet, denn die Mutter würde es sonst nicht mehr annehmen.

Dennoch kann bei so einer Aktion auf den ausgebildeten Jagdhund nicht verzichtet werden, der an schwer zu erreichenden Stellen für die Drohne wie große Bäume, die Kitze mit seiner feinen Nase aufsucht und dem Jäger anzeigt.

Zuvor wird eine klassische Methode als Vergrämungsmaßnahme angewandt. Hierbei werden Wildscheuchen, beispielsweise mit an Stäben befestigtem Flatterband oder Luftballons im Feld aufgestellt. Dies animiert die Ricke ihr Kitz über Nacht aus dem Feld zu führen.

Nach erfolgreicher Tierrettung waren sich alle Teilnehmer einig, dass sich das frühe Aufstehen sehr gelohnt hat und die Landwirte die Wiesen nun mit einem guten Gefühl mähen können. Auch der Hegering Ahlen freut sich über solche Aktionen in Ihrem Hegering.

Das Interesse an der Hege und die moderne Landwirtschaft zeigen, dass sich Technik, Landwirtschaft und Tierschutz vereinen lassen, fasst Matthias Stratmann, Obmann für Naturschutz im Hegering Ahlen, freudig an diesem Morgen zusammen.